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Wodka&Schokolade – »Für uns, Domoy, hat es nicht mehr gegeben.«

Водка и шоколад «Для нас, домой, больше не было.»​
Wodka&Schokolade Kim Mayer - russlanddeutsche Identität

»All Geschichten, all die Erzählungen, all die Erinnerungen. Und jetzt, nach 28 Jahren, all das mit eigenen Augen sehen.«
«Все истории, все рассказ, все воспоминания. И вот теперь, спустя 28 лет, я вижу все это своими глазами.»

»Für alle Vertriebenen und diejenigen, die sich auf der Suche nach ihrer Identität befinden, vielleicht schon ihr Leben lang.«
»Для всех изгнанных лиц и тех, кто, возможно, ищет свою личность всю оставшуюся жизнь.«

In ihrem Projekt Wodka&Schokolade »Für uns, Domoy, hat es nicht mehr gegeben.« setzt sich Kim Mayer mit der Geschichte der Russlanddeutschen, die geprägt ist von Deportationen und Repressionen, sowie der Suche nach der eigenen, diffusen und „doppelten“ Identität auseinander. Hierfür reiste sie das erste Mal in ihrem Leben nach Kasachstan, das Geburtsland ihrer Eltern. Das Land, in das ihr Opa deportiert worden war. Fotografien ihrer Eindrücke in Kasachstan mischen sich mit dem Archivmaterial ihrer Familie, sowie Textauszügen ihrer eigenen Gedanken.

»Borsch, Wareniki, Pelmeni und Struli standen in meiner Kindheit auf dem Küchentisch. Die Hände meines Vaters und meiner Mutter rollten Teig aus, ich befüllte und verschloss ihn. ,Nu Pogadi‘ läuft im Fernseher. Meine Familie spricht oft russisch. Vieles verstehe ich nicht, aber einiges dann doch. So geht es meiner Oma, wenn deutsch gesprochen wird. Auch heute noch fühle ich ein Gefühl von Vertrautheit, von Heimat, wenn ich Menschen russisch sprechen höre. Meine Heimat ist Deutschland. Aber meine Wurzeln liegen weit verstreut. Russland, Deutschland, Kasachstan. Auf die eine oder die andere Weise.«

»Im Juni 2024 begab ich mich, zusammen mit meinem Vater, auf eine Reise in das Land, in dem er und meine Mutter geboren wurden. Das Land, in das mein Opa verschleppt worden war: Kasachstan. Mein Leben lang bestand Kasachstan für mich allein aus den alten Fotos meiner Familie sowie ihren Erzählungen. Erzählungen darüber, wie viel besser das Leben hier in Deutschland sei. Erzählungen über Korruption und Missstände. Ihr Geburtsland beschrieben sie als trist, es gäbe dort nichts, bis auf die weite, unnachgiebige Steppe. Und dennoch war ich stets geprägt, beinahe getrieben von einer nicht zu stillenden Neugier. Dies hier ist eine Suche nach Antworten. Sie beginnt irgendwann zwischen November 2023 und Juni 2024. Doch eigentlich zieht sie sich bereits durch mein gesamtes Leben. Meine Suche führte mich von Deutschland nach Kasachstan und an diverse Orte innerhalb Deutschlands. Meine Suche ließ mich über 18.000 km zurücklegen.«

Kim Mayer sucht mit ihrem Projekt Wodka&Schokolade Antworten auf Fragen wie:

» Was bedeutet es, nie irgendwo richtig dazuzugehören?
» Was bedeutet diese Tatsache für die nachfolgende Generation?
» Was bedeutet Heimat?
» Was macht die eigene Identität aus?
» Wer sind die Russlanddeutschen?

Auf ihrer Website gibt es weitere Einblicke in das Projekt, zu dem sowohl ein Buch als auch eine Ausstellung entstanden ist.

Über Kim Mayer

Während ihrer Zeit in Hannover studierte Kim Grafikdesign an der HAWK in Hildesheim. Mittlerweile lebt sie in Bremen und hat hier dieses Jahr ihren Master im Integrierten Design an der HFK Bremen absolviert. Der Fokus ihrer Arbeiten liegt im fotografischen Bereich, in Kombination mit Text und Grafikdesign. Während ihres Studiums an der HFK entstanden gemeinsam mit dem Studio für Kultur und Identität mehrere Publikationen, wie beispielsweise LYUTYY – eine Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zur Zeit ist sie als Freelancerin aktiv.

Fotocredit Portraitfoto Kim Mayer: Julka Seifert

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